Übersetzung des Artikels von Amelia Massetti, veröffentlicht in Il Mitte.
Schulveranstaltung mit Dario Ianes: Ein Schritt vorwärts für schulische Inklusion
Am 24. und 25. Januar fand in der Hermann-Nohl-Schule die Veranstaltung „Schulische Inklusion: Schwierigkeiten, Vorteile und konkrete Maßnahmen“ statt, eine wichtige Gelegenheit, die Herausforderungen und Chancen der Inklusion zu diskutieren.
Die Referenten waren Dario Ianes, ehemaliger Professor für Pädagogik und Didaktik der Inklusion an der Freien Universität Bozen, Mitbegründer und kulturelle Seele des Erickson-Studienzentrums, und Benedetta Zagni, Entwicklungs- und Erziehungspsychologin, Ausbilderin und Doktorandin der psychologischen Wissenschaften an der Universität Padua | Erickson-Studienzentrum. Zwei Referenzfiguren im italienischen Panorama der schulischen Inklusion.
Die Veranstaltung wurde von Artemisia in Zusammenarbeit mit Comites Berlin, der Hermann-Nohl-Schule und der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie organisiert.
Zwei Tage voller Diskussionen und Gespräche
Der erste Tag begann mit einem Seminar, das einen Überblick über die Thematik der schulischen Inklusion gab und aufzeigte, dass es immer noch Widerstände und Skepsis gegenüber dem Wert, den sie für das gesamte Bildungssystem haben kann, gibt.
Am nächsten Tag konnten wir in einem praktischen Workshop das große Interesse und die Motivation der Teilnehmer/innen – Lehrer/innen, Erzieher/innen und Fachkräfte – feststellen, die wissen wollten, welche konkreten Instrumente zur Gewährleistung und Verbesserung der schulischen Inklusion eingesetzt werden können.
Der Erfahrungsaustausch, die gemeinsamen Überlegungen und die praktischen Aktivitäten haben gezeigt, wie wichtig ein konkretes Engagement ist, um Schulen zu schaffen, die wirklich für alle zugänglich sind und in denen Vielfalt als Ressource und nicht als Einschränkung anerkannt und geschätzt wird.
Inklusion: eine noch offene Herausforderung
Die schulische Inklusion ist ein zentrales Thema in der Bildungsdebatte, insbesondere wenn man das italienische und das deutsche Modell vergleicht.
In Italien wurden mit dem Basaglia-Gesetz die Sonderschulen vor mehr als 50 Jahren abgeschafft, was den Aufbau eines inklusiveren Schulsystems begünstigte.
In Deutschland hingegen ist der Weg noch weit: Sonderschulen sind immer noch weit verbreitet und die Ressourcen für schulische Inklusion sind oft unzureichend.
Der jüngste Bericht der UN-Kommission für Behindertenpolitik hat gezeigt, dass Deutschland zwar Fortschritte bei der baulichen Barrierefreiheit gemacht hat, die Herausforderungen für eine wirklich inklusive Bildung aber noch groß sind.
Leider nimmt die Zahl der Anmeldungen an Sonderschulen zu. Trotz des Grundsatzes, dass alle Schulen in der Lage sein sollten, Schüler/innen mit Beeinträchtigen aufzunehmen, mangelt es dem Schulsystem oft sowohl an ausreichend geschultem Personal als auch an Einrichtungen, die eine effektive Inklusion gewährleisten.
Angesichts dieser Unzulänglichkeiten sehen sich viele Familien gezwungen, Sonderschulen zu wählen, in der Hoffnung, ihren Kindern ein besser ausgestattetes und sichereres Umfeld bieten zu können. Dies zeigt, wie das Recht auf Bildung ohne echte Investitionen in Inklusion Gefahr läuft, zu einer erzwungenen Wahl zu werden, anstatt eine faire Chance für alle zu bieten.
Jürgen Dusel, der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, hat selbst bestätigt, dass die Schließung von Sonderschulen ein notwendiger Schritt ist, um echte Inklusion zu erreichen.
Wie kann eine wirklich inklusive Schule entstehen?
Inklusion kann nur durch Investitionen in ein Bildungssystem erreicht werden, das in der Lage ist, alle Schülerinnen und Schüler aufzunehmen und zu unterstützen.
Dies erfordert ein konkretes Engagement der Institutionen, das sich in konkreten Maßnahmen niederschlägt:
- Überwindung der Sonderschulen, Zuweisung wirtschaftlicher Ressourcen zur Stärkung der Regelschulen
- Verpflichtende Ausbildung aller Lehrkräfte in Sachen Inklusion, nicht nur der Förderlehrer/innen
- Einführung inklusiver Unterrichtsstrategien, die es jedem Schüler/jeder Schülerin ermöglichen, nach seinen/ihren eigenen Merkmalen zu lernen.
Ohne diese Maßnahmen wird es nicht möglich sein, einen echten Wandel zu gewährleisten.
Nur durch einen strukturierten Ansatz und eine angemessene Ausbildung der Lehrkräfte können Schulen wirklich zu einem Umfeld werden, in dem sich alle Schülerinnen und Schüler, ob mit oder ohne Behinderung, willkommen, geschätzt und in ihrer Entwicklung unterstützt fühlen.
Inklusion betrifft jedoch nicht nur Menschen mit Beeinträchtigungen: Sie ist ein wichtiges Prinzip für die gesamte Gesellschaft.
Gleicher Zugang zu Bildung bedeutet, eine gerechtere und demokratischere Zukunft zu schaffen und Unterschiede zu respektieren, insbesondere in einer Zeit, in der neue Formen der Ausgrenzung und Diskriminierung entstehen.
Artemisias Engagement für die Zukunft
Veranstaltungen wie diese sind wertvolle Momente des Bewusstseins, des Widerstands und der Hoffnung.
Inklusion ist keine Option, sondern ein Grundrecht.Aus diesem Grund wird sich Artemisia in den nächsten Monaten für die Organisation neuer Lehrerfortbildungsprojekte an Berliner Schulen einsetzen und arbeitet an der Idee einer Konferenz mit Dario Ianes im nächsten Jahr.
Ein herzliches Dankeschön an alle, die teilgenommen und dazu beigetragen haben, dass diese Tage so reich an Inhalten, Denkanstößen und Inspirationen waren. Gemeinsam können wir eine gerechtere und inklusivere Schule für alle schaffen.